Endometriose – Diagnose & Behandlung

Wie wird Endometriose diagnostiziert?

Endometriose ist eine vielschichtige Erkrankung, die in den meisten Fällen in der fruchtbaren Zeit einer Frau symptomatisch wird. Vom ersten Symptom bis zur endgültigen Diagnose vergehen im Schnitt drei bis elf Jahre. In dieser langen Zeit suchen viele Betroffene eine Vielzahl von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen auf.

Vielfalt an Symptomen erschwert Diagnose

Bei jüngeren Frauen dauert die Diagnosestellung besonders lange. Das grundlegende Problem ist die Vielfalt der Symptome. Alle Krankheitsanzeichen sind relativ unspezifisch und können nur schwer einer einzigen Diagnose zugeordnet werden. Zusätzlich werden die Schmerzen, die das Hauptsymptom darstellen, oft von Betroffenen und Ärzten verkannt.

Verzögerung der Diagnosefindung

Schmerzen bei der Menstruation werden in Deutschland als normal angesehen und erhalten zunächst die Diagnose „Dysmenorrhö“ (Menstruationsbeschwerden), was den Prozess bis zur wahren Diagnosestellung erheblich verlangsamt.

Differentialdiagnosen sind häufig

Zudem kommen viele verschiedene Differenzialdiagnosen in Betracht, die sich nicht auf das Feld der Frauenheilkunde beschränken. Oft werden die Pille oder andere hormonelle Verhütungsmittel eingesetzt, um die Beschwerden zu bessern. So wird die Endometriose weiter verschleiert. Auch der Einsatz der Sonografie (Ultraschall) zur Diagnostik ist problematisch, da diese Untersuchungsmethode für viele Endometrioseherde nicht geeignet ist. 

Der Weg zur Diagnose

Besteht der Verdacht auf eine Endometriose, ist der Untersuchungsprozess schon auf den richtigen Weg gebracht. Der Frauenarzt erhebt eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte), die sich besonders auf Schmerzzustände und zyklische Beschwerden konzentriert.

Gynäkologische Untersuchung

Es folgt die gynäkologische Untersuchung. Die reine Tastuntersuchung erbringt nur Erfolg, wenn die Endometrioseherde an entsprechend zugänglichen Stellen liegen und schon weiter fortgeschritten sind.

Ultraschalluntersuchung

Der nächste Schritt ist die Ultraschalluntersuchung. So können zystische Veränderungen besonders gut aufgespürt werden. Viele Herde bleiben dem Untersucher aber weiterhin verborgen oder es kann nur ein Verdacht geäußert werden.

MRT in einzelnen Fällen geeignet

In einzelnen Fällen mit sehr tiefem Wachstum der Endometriose kann die Durchführung einer Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll sein. Sie ist jedoch nicht zum Ausschluss der Erkrankung geeignet. 

Bauchspiegelung

Bei begründetem Verdacht auf eine Endometriose oder auch sehr großem Leidensdruck der Betroffenen empfiehlt der behandelnde Frauenarzt eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Bei dieser Untersuchung wird über einen minimalen Bauchschnitt eine kleine Untersuchungskamera eingeführt, mittels derer der Arzt direkt in den Bauchraum hineinsehen kann. Die Betroffene befindet sich in Vollnarkose. Über weitere kleine Bauchschnitte können Geräte eingeführt werden, um Gewebeproben zu entnehmen und verdächtige Herde zu entfernen. Das entnommene Material wird in der Pathologie untersucht und nur hier kann die definitive Diagnose Endometriose gestellt werden. 

Behandlung von Endometriose

Mit gestellter Diagnose ist die Betroffene schon einen großen Schritt weiter. Nun stellt sich die Frage nach der richtigen Therapie. In Fällen ohne jegliche Beschwerden mit kleinen Herden, die nicht wachsen, kann zunächst beobachtend vorgegangen werden. Für alle anderen Betroffenen gilt, dass eine frühe Behandlung die Chancen auf Heilung und langfristige Freiheit von Beschwerden deutlich steigert.

Ausmaß, Alter und Kinderwunsch bestimmen Art der Therapie

Welche Art von Therapie der Arzt empfiehlt, hängt von vielen Dingen ab. Zum einen sind das Ausmaß der Beschwerden und die Lokalisation der Endometriose zu bedenken. Auch das Alter der Betroffenen ist entscheidend und ob ein Kinderwunsch besteht oder nicht. Die Therapiemöglichkeiten umschließen medikamentöse und operative Optionen, die auch in Kombination miteinander angewendet werden können. 

Operation

Um möglichst rasch und so gründlich wie möglich gegen die Endometriose vorzugehen, empfiehlt sich eine operative Behandlung. Besonders bei schweren Verläufen und bei von Endometriose verursachter Unfruchtbarkeit wird der behandelnde Arzt diese Therapie wählen. Das Ziel ist, alle Herde möglichst vollständig zu entfernen. Zur Auswahl stehen dem Operateur elektrischer Strom, der Laser oder das Skalpell. Zum Vorteil der Betroffenen wird der operative Eingriff für gewöhnlich im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Bei großen Herden wird teilweise ein Eierstock oder ein Eileiter partiell mitentfernt.

Hormonelle Nachbehandlung

Postoperativ kann bis zu einem halben Jahr mit Hormonpräparaten nachbehandelt werden, um den Effekt der operativen Therapie zu stärken. Nach dieser Behandlung werden die meisten Betroffenen mit Kinderwunsch spontan schwanger. Trotz der Möglichkeit eines Rückfalls ist die Operation die effektivste Therapiemethode. 

Hormonelle Therapie

Ein weiterer Behandlungsansatz ist die Therapie mit Hormonen. Es werden verschiedene Substanzen wie Gestagene, der Testosteronabkömmling Danazol oder GnRH-Analoga (Gonadotropin-Releasing-Hormon zur künstlichen Absenkung des Testosteron-Spiegels im Blut) angewendet.

Ziel: Hormonproduktion in den Eierstöcken reduzieren

Die Behandlung zielt darauf, die Hormonproduktion in den Ovarien zu minimieren und die Betroffenen in einen postmenopausalen Zustand zu bringen. So wird der Menstruationszyklus gestoppt und der Schleimhautaufbau in der Gebärmutter gehemmt. Da die Endometrioseherde dem gleichen hormonellen Zyklus unterliegen, werden auch sie in ihrem Wachstum angehalten und teilweise bilden sie sich zurück. Die Betroffenen beobachten einen Rückgang der Beschwerden bis hin zur kompletten Beschwerdefreiheit. Für einen stabilen Therapieerfolg ist eine Behandlungsdauer von durchschnittlich sechs Monaten nötig.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Nachteilig sind für die Betroffenen die nicht unerheblichen Nebenwirkungen der hormonellen Therapie, die den Symptomen der Wechseljahre gleichen. Folgende Beschwerden können auftreten:

  • Stimmungsschwankungen
  • Libidoverlust
  • Osteoporose
  • Schlafstörungen
  • Hitzewallungen

Eine Hormontherapie sollte daher gut überlegt sein. Ein weiterer Nachteil der Behandlung ist die hohe Rezidivrate, was bedeutet, dass in vielen Fällen nach dem Absetzen der Hormone die Endometriose zurückkehrt.

Schmerztherapie

Zur ersten Besserung der Schmerzzustände kann der Gynäkologe Schmerzmedikamente einsetzen. Gängig sind zum Beispiel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Naproxen oder Indometacin. Hier handelt es sich allerdings nur um einen symptomatischen Ansatz. Die Ursache der Endometriose bleibt unverändert. Zur Heilung der Erkrankung ist eine operative oder hormonelle Therapie unabdingbar.

Psychosomatische Behandlung

Die Endometriose ist eine komplexe Erkrankung mit langwieriger, schwieriger Diagnose und vielen Fehlinformationen in der Gesellschaft. Auch die hormonelle Therapie und besonders die eventuelle Kinderlosigkeit zeigen Folgen auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene. Auf die ständigen Schmerzen und Wechseljahrbeschwerden reagieren viele Betroffene mit dem Abbruch der Behandlung, Angstzuständen, depressiven Verstimmungen und sozialem Rückzug. Hier ist der Ansatzpunkt zur psychosomatischen Behandlung mit der Betonung auf einer verbesserten Schmerzbewältigung. Den Patientinnen wird die Möglichkeit gegeben, Bewältigungsstrategien für die Krankheitsverarbeitung zu entwickeln. 

Wirksame Entspannungsverfahren

Wirksame Techniken sind zum Beispiel Entspannungsverfahren, als Therapie gegen schmerzbedingte Muskelverspannungen auf der physischen Ebene und zur Schmerzverarbeitung auf der psychischen Ebene. Erprobte Verfahren sind z. B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson und verschiedene Atemtechniken. Weitere Therapieansätze arbeiten mit aktiver Wahrnehmungslenkung (Ablenkung) und bestärken die Betroffenen darin, sich ein Hobby zu suchen, in der Natur unterwegs zu sein und zu Hause Fantasiereisen zu machen. Die Patientinnen bilden sich die Schmerzen nicht ein, können diese aber aktiv in ihrem Ausprägungsgrad beeinflussen. Negative Verhaltensweisen, die den Schmerz eher verstärken, können in eine positive Einstellung zum eigenen Gesundheitszustand umgewandelt werden. 

Vielseitige Hilfe

Eine psychosomatische Therapie kann auf vielen Ebenen helfen. Zusätzlich zu einer Reduktion des Schmerzmittelkonsums durch bessere Schmerzbewältigung können auch Belastungen in der Partnerschaft und Familie sowie der möglicherweise unerfüllte Kinderwunsch bearbeitet werden. Die Betroffenen finden einen Weg, besser mit der Krankheit Endometriose zu leben.

Kinderwunschbehandlung

Ein wichtiges Thema bei Endometriosepatientinnen ist oft der unerfüllte Kinderwunsch. Nach operativer oder hormoneller Therapie gibt es weiterhin einige Paare, die nicht spontan schwanger werden. Wissenschaftler vermuten immunologische Störungen und Probleme bei der Kontraktion der Gebärmutter als Ursache. Ist der Kinderwunsch relativ neu und das Paar hat noch Zeit, kann nach erfolgter Entfernung der Endometriose zunächst abgewartet werden. Unterstützend kann ein Zyklusmonitoring mit Eisprungbestimmung durchgeführt werden. Der beruhigende Effekt und das Gefühl „etwas tun zu können“ wird oft unterschätzt.

Invasive Therapieoptionen

Besteht der Kinderwunsch schon länger oder ist das Paar älter, kann eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke in Betracht gezogen werden. Bei Endometriosepatientinnen ist diese Therapie aber häufig kontraproduktiv, da sie die Grunderkrankung wieder aufflammen lässt. Besser geeignet sind komplexere Therapien wie die Invitro-Fertilisation oder die Insemination. Ein Fruchtbarkeitsspezialist wird die Endometriosepatientin passend zu ihrem individuellen Krankheitsbild beraten.